Pressemitteilung des Zentrums für sexuelle Gesundheit – Checkpoint Plus Freiburg

Nach anderthalb Jahren sektorenübergreifender Zusammenarbeit zur Prävention, Beratung und medizinischer Versorgung von HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) zieht das Zentrum für sexuelle Gesundheit – Checkpoint Plus Freiburg (CPP) positive Bilanz.

Seit Jahren nimmt die Zahl der diagnostizierten sexuell übertragbaren Infektionen in Deutschland zu – und auch die Zahl der HIV-Erstinfektionen bleibt trotz umfangreicher Präventionskampagnen unverändert hoch. Das Thema sexuelle Gesundheit ist und bleibt dabei schambesetzt und kommt beim Hausärzt*innenbesuch häufig nicht zur Sprache.

Vor diesem Hintergrund entwickelten Dr. Susanne Usadel (Fachabteilung für Infektionsmedizin, MVZ Clotten für die dagnä e.V.) und Ulrike Hoffmeister (Geschäftsführerin der AIDS-Hilfe Freiburg e.V.) das innovative Konzept des Zentrums für sexuelle Gesundheit – Checkpoint Plus Freiburg (CPP).

Der Checkpoint Plus ist eine Anlaufstelle für Menschen, die hier anonyme Testungen und Beratungen durch geschulte Mitarbeiter*innen des Checkpoints zu HIV und anderen sexuell übertragbaren Infektionen (STI) bekommen können. Liegt ein positives Testergebnis vor können Ärzt*innen vor Ort direkt mit der Behandlung beginnen. Möglich wird dies durch eine sogenannte Zweigpraxisgenehmigung der Kassenärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. Die zeitnahe, direkte Therapiemöglichkeit schützt die Gesundheit der Klient*innen und unterbricht Infektionsketten, was die weitere Verbreitung sexuell übertragbarer Infektionen unterbindet.

Im Januar 2019 konnte das Pilotprojekt Zentrum für sexuelle Gesundheit – Checkpoint Plus Freiburg dank der Förderung durch das Ministerium für Soziales und Integration Baden-Württemberg seine Arbeit aufnehmen. „Checkpoint Plus ist ein für die sektorenübergreifende Zusammenarbeit wegweisendes Projekt, das in dieser oder in ähnlicher Form auch auf andere Regionen Baden-Württembergs übertragbar wäre“, so Manne Lucha, Minister für Soziales und Integration. Das Bundesministerium für Gesundheit finanziert die wissenschaftliche Evaluation des Projektes, durchgeführt von der Abteilung Infektiologie, Klinik für Innere Medizin II, Universitätsklinikum Freiburg.

Ulrike Hoffmeister, Geschäftsführerin der AIDS-Hilfe Freiburg, zieht nach dem ersten Jahr eine positive Bilanz. Die Zusammenarbeit zwischen psychosozialer Arbeit und dem medizinischen Team funktioniere sehr gut. Der fachliche Austausch innerhalb des Teams sei für beide Seiten sehr fruchtbar und führe direkt zu einer besseren Versorgung der Klient*innen. Außerdem seien die Sensibilisierung zur vielfältigen sexuellen Gesundheit und Beratung auf Augenhöhe wertvolle Präventivmaßnahmen.

Auch Dr. Susanne Usadel zeigt sich angetan. Der niedrigschwellige Zugang außerhalb der etablierten Strukturen des Gesundheitssystems ziehe viele Menschen aus allen Gesellschaftsschichten an, die hier eine wertungsfreie Beratung erhalten. Diese Einschätzung wird durch eine erste Auswertung von Dr. Matthias Müller der Abteilung Infektiologie bestätigt. In den ersten 18 Monaten des Projekts, haben sich bereits mehr als 1000 Personen im Zentrum für sexuelle Gesundheit vorgestellt. Eine Vielzahl von STIs wurde diagnostiziert und adäquat behandelt.

Das Zentrum für sexuelle Gesundheit – Checkpoint Plus Freiburg versorgt inzwischen auch mehr als 100 Patient*innen mit der medikamentösen HIV-Präexpositionsprophylaxe (PrEP). „Dies ist ein weiterer, wichtiger Baustein im Kampf gegen HIV“, erläutert Prof. Dr. Siegbert Rieg, Leiter der wissenschaftlichen Begleitung. „Ein weiterer Ausbau der Beratungs- und Testkapazitäten ist sinnvoll und erforderlich.“

Zukünftig soll ein Abgleich der Inanspruchnahme solch innovativer Beratungsangebote zwischen dem Checkpoint Plus Freiburg und dem Checkpoint Plus Berlin stattfinden. Damit soll die Charakterisierung des Bedarfes verbessert und ein optimal an Risikogruppen angepasstes Beratungs- und Testangebot entwickelt werden. Alle Akteure sind sich einig, dass der Bedarf für den Checkpoint Plus in Freiburg für Stadt und Umgebung gleichermaßen groß ist und aktuell noch nicht ausreichend bedient werden kann. Das Zentrum für sexuelle Gesundheit – Checkpoint Plus Freiburg plant deshalb sein Angebot in den kommenden Monaten weiter auszubauen.