Warum die AIDS-Hilfe-Freiburg gegen „Blackfacing“ und kulturelle Aneignung ist

Auch in diesem Jahr werden die Besucher*innen des Ball VerQueers wieder viel Arbeit und Mühe in ihre Kostüme stecken. Für viele kommt dabei die Frage auf, was als Kostüm in Ordnung geht und was die Gefühle anderer Menschen verletzt. Die AIDS-Hilfe-Freiburg bezieht in diesem Fall klar Stellung gegen das sogenannte „Blackfacing“ und „Cultural Appropriation“ (kulturelle Aneignung).

Warum soll ich mir als weiße Person nicht das Gesicht schwarz anmalen?

Auch wenn selten eine böse Absicht dahintersteht, ist diese Art der Kostümierung nicht in Ordnung. Es ist noch keine hundert Jahre her, dass insbesondere in den USA auf diese Art Schwarze rassistisch parodiert und erniedrigt wurden (wer sich zu dem Thema genauer einlesen möchte, kann den Wikipedia-Artikel zu „Jim Crow“ als Startpunkt nutzen).

Bis heute sind Menschen schwarzer Hautfarbe auch in Deutschland immer wieder rassistischen Anfeindungen und Übergriffen ausgesetzt. Auch wenn ein Kostüm mit Blackface „als Hommage“ und „nur nett gemeint“ ist, kann es dennoch als extrem beleidigend empfunden werden.

Aber wenn ich als eine schwarze Persönlichkeit verkleidet kommen möchte?

Wer beispielsweise als Michael Jordan kommen möchte, kann das mit ein wenig Kreativität auch ganz ohne schwarze Farbe bewerkstelligen. Ein passendes Trikot, ein Basketball und eventuell Bugs Bunny als Sidekick – schon steht das Kostüm.

Schwarze Persönlichkeiten und Charaktere aus Filmen und Serien sind mehr als nur ihre Hautfarbe und ihre Haare. Prince hatte Rüschenhemden und Schulterpolster, Steve Urkel hatte Hosenträger und sein Akkordeon. Beide Kostüme funktionieren ganz ohne schwarze Farbe.

Wie sieht es mit anderen Kulturen aus? Kann ich als Indianer oder Asiate kommen?

Grundsätzlich gilt: Sich die Hautfarbe anderer Ethnien aufs Gesicht zu zaubern ist nicht okay. Wer meint, nicht auf einen Indianer-Kopfschmuck oder einen Turban verzichten zu können, sollte sich trotzdem kurz überlegen ob man sich in dem Kostüm auch dann noch wohlfühlen würde, wenn man der dargestellten Person persönlich gegenüberstünde.

„Früher haben wir uns darüber keine Gedanken gemacht, ist dieses Gemache nicht völlig übertrieben?“

Früher haben wir auch Asbest in Häusern verbaut. Die Zeiten ändern sich.

Die AIDS-Hilfe-Freiburg hat grundlegende Werte wie Akzeptanz, Inklusion und den Abbau von Vorurteilen. Der Ball VerQueer ist eine Veranstaltung, bei der sich Besucher*innen mit und ohne körperliche oder geistige Behinderungen unabhängig von Geschlecht, sexueller Identität und Orientierung, Religion, Hautfarbe und Nationalität wohlfühlen und Spaß haben sollen.

Wer ein Kostüm trägt, das andere Menschen in irgendeiner Form beleidigt, sollte sich zumindest darüber bewusst sein. Von Menschen mit guter Kinderstube erwarten wir außerdem, dass sie in diesem Fall ihr eigenes Verhalten kurz überdenken und sich entschuldigen. Und im allerbesten Fall wird ein solches Kostüm schon bei der Ideenfindung verworfen.

 

Titelbild: kebox (stock.adobe.com)